Champions League: FC Bayern München - FC Kopenhagen

Sag niemals nie - Die Rückkehr der Verwalter

Unsere Mission 007 geht weiter. Wir haben uns bereits für das Achtelfinale qualifiziert und auch schon die Vorrundengruppe gewonnen. Ohne Saarbrücken wären wir nahe der Perfektion in der Hinrunde. Denn wir dürfen nicht vergessen, dass Leverkusens Elfmeter in der 94. Minute eine Fehlentscheidung war.
Meiner Meinung nach haben wir uns in den vergangenen Wochen und Monaten extrem weiterentwickelt. Jeder hat recht, der sagt, dass das nicht immer schön ist, was wir spielen. Und es stimmt auch, dass wir ohne Harry deutlich schlechter dastehen würden. Aber was heißt hier schon ohne Harry? Wir haben ihn. Wir brauchen ihn. Wir lieben ihn. Es besteht keine Notwendigkeit, seine Tore herauszurechnen, es besteht auch keine Notwendigkeit, uns für seine Tore recht zu fertigen. Mag sein, dass seine Klasse manchmal an Wettbewerbsverzerrung grenzt, aber so ist das halt, wenn man einen Spieler wie Harry Kane in seinen Reihen hat.

Auch der andere vermeintliche Makel, dass wir nicht immer schön und spektakulär spielen, kann an uns abprallen. Wer lange genug Bayern-Fan ist, der weiß, dass staubtrockene Siege zur Bayern-DNA gehören wie Titel, Beckenbauer oder Oktoberfest-Siege. Bayern hat zumeist ökonomisch gespielt. In den 1980er-Jahren waren der HSV und Bremen der Gegenentwurf zu uns, in den 90er-Jahren erst Kaiserlautern und Frankfurt, dann Dortmund und Leverkusen. Wir standen über Jahre hinweg für recht glanzlosen Ergebnis-Fußball. Hohe individuelle Qualität, nüchterne Herangehensweise. Das hat uns, nur mal so am Rande, 1987 den Landesmeistertitel gekostet, als wir Porto eine Halbzeit lang dominierten und dann Lothar Matthäus und Dieter Hoeneß beim Rausgehen nach der Pause beschlossen, entgegen der Anweisung von Udo Lattek nicht mehr offensiv zu spielen, sondern uns zurückzuziehen und das 1:0 zu verwalten. Mit bekanntem Ausgang. Lattek sagte danach, wenn sein Abschied nicht schon beschlossen wäre, würde er jetzt das Vertragsangebot ablehnen. Natürlich gab es in jenen Jahren auch manchmal Spektakel, aber knappe Heimsiege und runtergeleierte Auswärts-Unentschieden waren zu Zeiten der Zwei-Punkte-Regel nun wahrlich keine Seltenheit. Unsere Stärke war, dass wir dann da waren, wenns darauf ankam. Wie 1989, als wir am drittletzten Spieltag 3:1 in Köln gewannen. Dauerhaftes Spektakel kehrte beim FC Bayern nach vielen Jahren der spielerischen Magerkost erst wieder mit Ottmar Hitzfeld ein, der in seiner ersten Bayern-Saison 1998/99 einen berauschenden Fußball spielen ließ, ich weiß noch, es fühlte sich, als hätte man den Verein gewechselt.

Wir hatten zuletzt zwei Trainer, Flick und Nagelsmann, die auf Spektakel setzten, beide sind letzten Endes bei uns gescheitert. Denn auch, wenn wir uns unser zweites Triple nicht schlechtreden lassen müssen – natürlich war das damals eine sehr spezielle Situation. In der anschließenden Saison, die wieder regulär ausgetragen werden konnte, stieß der Hurra-Fußball von Flick an seine Grenzen. Und das Ganze wiederholte sich unter Nagelsmann. Wenn wir also wie am Freitag 1:0 in Köln gewinnen, ohne an unsere Grenzen zu gehen und das Spiel doch 90 Minuten lang kontrollieren, dann geht mir, so seltsam das klingen mag, so ein bisschen das Herz auf. Denn das ist Bayern: So hochspringen wie wir müssen, 29 Mal geht’s gut, beim 30. Mal kriegen wir einen vor den Latz und dann reißt sich die Mannschaft wieder am Riemen. Leider war der eine Ausreißer im Pokal, aber so ärgerlich das Ausscheiden auch war und ist – in gewisser Weise erinnerte uns dieser Abend, dass unser Kader wenig Optionen bietet. Und so brutal es ist, und damit schließt sich der Kreis, ohne Kane sind wir eine andere Mannschaft. Oder positiv formuliert: Kane hebt diese Mannschaft mit seiner Präsenz, seinen Ideen, seiner Klasse auf ein völlig anderes Niveau – er macht seine Mitspieler besser. Diese Gabe haben nur sehr wenige Spieler.

Und weil unsere Spielweise so ein bisschen für ein Déjà-vu bei mir sorgt, stelle ich euch heute einen ganz besonderen Bond-Streifen vor, der offiziell gar kein Bond-Film ist: „Sag niemals nie“ – der eine Neuverfilmung von „Feuerball“ aus dem Jahr 1965 war. Sean Connery kehrte ein letztes Mal als Bond zurück, der Filmtitel geht auf eine Aussage von Connery im Jahr 1971 zurück, als er nach dem Dreh zu „Diamantenfieber“ sagte: Never again. Niemals wieder würde er James Bond spielen. Als Connery nach jahrelangen Vorbereitungen 1983 doch wieder als James Bond vor die Kamera trat, machte seine Frau Micheline den Vorschlag, den Film „Never say never again“ zu nennen, also „Sag niemals nie“. Den Part des Bösewichts übernahm dabei der großartige Klaus-Maria Brandauer. https://www.youtube.com/watch?v=sJqwbXFZRRI Der Film kam fast zeitgleich mit einem echten Bond, Octopussy, in die Kinos, der offizielle Agent mit der Lizenz zum Töten war damals Roger Moore. Auch das erinnert so ein bisschen an die jetzigen Zeiten: Denn unser Ex-Trainer Julian Nagelsmann, der bei manchen weiterhin als unser Ideal-Trainer angesehen wird, ist ja auch zeitgleich wieder ans Rudern gekommen, beim deutschen Nationalteam. Somit erübrigt sich das Schattenboxen mit einer etwas verklärten Vergangenheit, man kann jetzt den Fußball, den Tuchel und Nagelsmann spielen lassen, als Zuschauer vergleichen. Sicher, nicht alle Parameter sind gleich, aber die verschiedenen Ansätze sind gut erkennbar. „Sag niemals nie“ passt auch deshalb so gut, weil Connery den Bond völlig anders interpretierte als Moore, in den Connery-Streifen ist Bond hart und hat einen rauen Charme, Moore verpasste 007 einen Hauch Versnobtheit und Selbstironie. Connery konnte mit dieser Interpretation nichts anfangen. Auf den Fußball übertragen heißt das also: Strukturierter Fußball versus pressinggetriebener Umschaltfußball. Wobei jeder von euch selbst entscheiden kann und soll, wer bei diesem Vergleich Connery und wer Moore ist. Wobei gesagt sein soll: Geschmäcker sind verschieden. Wahrscheinlich passten beide Interpretationen perfekt in ihre Zeit. Und eins, und damit wieder zurück zum Fußball, darf man schon auch nicht vergessen: Wir halten in der Liga bei 43:9 Toren und in der Champions League bei 11:6 Toren. Es ist also bei weitem nicht so, dass wir keine Feuerwerke mehr abbrennen. Aber wir können jetzt eben auch wieder Verwalten.

Was uns am Mittwoch gegen Kopenhagen erwartet? Sekt oder Selters? Also Gala-Vorstellung oder Pflichterfüllung? Nun, als Fan wünscht man sich immer ein Feuerwerk, Harry und Sané da, Coman und Müller dort. Aber nachdem wir in der Liga nach wie vor zwei Punkte hinter Leverkusen sind und uns im Alltag keine Ausrutscher leisten dürfen, werden wir sehr genau abschätzen müssen, wie weit wir aus dem Sattel steigen. Ich vermute, wir werden versuchen, das Spiel sehr schnell zu entscheiden, um danach ein oder zwei Gänge zurückzuschalten. Davies droht mit seinen zwei gelben Karten übrigens eine Sperre. Ich bin mir recht sicher, dass Kane dieses Mal nicht durchspielt, auch wenn er am liebsten immer durchspielt, weil er Tore machen will und Tore auflegen will. Was mich wieder zum Köln-Spiel führt: Wenn da Sané und Co. Harrys Traumpässe verwertet hätten, würden wir im Nachhinein von einer Gala sprechen.

Nun, wir wollen am Mittwoch sicherlich gewinnen und unsere Rekorde in der Königsklasse weiter ausbauen. Wir sind seit 37 Gruppenspielen ungeschlagen und haben nun schon 16 Gruppenspiele in Folge gewonnen. Was für eine Serie. Die gilt es auszubauen, ohne dafür Risiken einzugehen. Es wird sicherlich eine gewisse Rotation geben, wobei Musiala nach seiner Oberschenkelverletzung wohl nur als Einwechselspieler eine Option ist. Vielleicht spielt Guerreiro von Beginn an, vielleicht Tel. Dagegen möchte ich Choupo-Moting, das sage ich ganz ehrlich, lieber nicht von Beginn an sehen. Ich finde, er hat enorm abgebaut und wirkt mir etwas beleidigt, das ihm einer wie Kane vor die Nase gesetzt wurde. Für Kopenhagen wiederum geht es am Mittwoch um sehr viel, wobei sie ob der Gruppenkonstellation weder aufsteigen noch ausscheiden können. Selbst bei einem Sieg brauchen sie am letzten Spieltag zu Hause gegen Galatasaray mindestens einen Punkt, eventuell sogar einen Sieg. Selbst bei einer Niederlage und einem Gala-Sieg gegen United hat sich eigentlich nichts verändert. Verrückte Konstellation.

Kopenhagen hat uns im beim Auswärtsspiel alles abverlangt. Die Dänen haben 60 Minuten lang sehr aggressiv gespielt, gingen sogar in Führung, aber dann haben wir, weil wir mussten, einen Gang höher geschaltet und Kopenhagen ging so ein bisschen die Luft aus. Wir gewannen nach Toren von Musiala und Tel noch 2:1. https://www.youtube.com/watch?v=7Pk24pN_W6c Die Partie war übrigens nur eins von drei „echten“ Pflichtspielen, in denen Harry nicht getroffen hat. Sag niemals nie – aber ich glaube nicht, dass Harry nach dem Mittwoch noch ohne Tore gegen Kopenhagen ist.

In diesem Sinne. Weiter, immer weiter. Ich bin schon gespannt, wie wir uns präsentieren, es wird wohl ein Mix aus Kontrolle und Feuerwerk. Also vielleicht ein vorweihnachtlicher Sternspritzer, bei dem es raucht und zischt, der dann aber wieder erlischt. Weil morgen, in dem Fall Samstag, ist auch wieder ein (Spiel-)Tag. Und da geht’s dann wieder darum, einen Feuerball zu spielen.

Euer Remi

Wunschaufstellung

Der ein oder andere Spieler sollte für die kommenden Wochen nochmals eine verschnauf Pause bekommen. Gerade Kim und Sane, die sehr viele Minuten abgespult haben, würde eine Mentale pause sicher gut tun.

Im laufe des Spiels dann Gnabry für Coman, Sarr für Laimer, Chupo für Kane und Krätzig für Pavlovic.
Evtl. kann Musiala noch ein paar Minuten bekommen, um in einen Rhytmus zu kommen.

Ich Tippe auf ein 4:0
1:0 Kane (Müller)
2:0 Müller (Coman)
3:0 Tel (Kane)
4:0 Tel (Kimmich)

Wunschaufstellung

Volle Rotation gibts bei uns ja nicht (oder selten), aber in dem Spiel müssen wir wirklich mal schauen, dass wir ein paar Spielern eine Pause geben.

Speziell Kim (falls er nicht verletzt ist?) hat ja echt jedes Spiel gemacht. Wurde ja auch irgendwann medial aufgegriffen.
Wenn die breite Masse so etwas schon mitbekommt, dann könnte es fast zu spät sein.

Ich kann ja meine Wunschaufstellung trotzdem radikal machen... wäre ja nur mein Wunsch.

Ich gehe aber mal davon aus, dass Kane spielen wird, Sane, Kimmich und Coman werden bestimmt auch nicht alle auf der Bank sein. Bei Davies und Guerreiro weiß ich nicht genau Bescheid...

De Ligt und Musiala werden wohl noch nicht spielen. Kim wird geschont.
Alles andere ist irgendwo offen.

Abgesehen davon wünsche ich mir dennoch ein schönes Spiel. Das Ergebnis ist irgendwo offen... aber so lange die Jungs sich anbieten ist das ok. Bin mal gespannt!

Wo kann ich unterschreiben?
Bei optimalem Spielverlauf Choupo für Kane und Krätzig sowie Gnabry für irgendwen einwechseln und so die Belastung ein wenig zu steuern.

Würde mit ner Mischung anfangen und dem Spielverlauf entsprechend (komfortable Führung -> Pavlovic, Krätzig usw rein, enges Spiel -> Coman) wechseln. Gnabry, Guerreiro, Chupo sollten unabhängig davon paar Minuten kriegen

Die Aufstellung kauf ich so auch.
Gnabry für Coman, statt Krätzig würde ich Rapha einwechseln...aber gegen Ende können ja auch beide zusammen kicken.

Rapha hab ich doch glatt unterschlagen. Auch ihm würden > 30 Spielminuten gut tun.

Was mir aktuell gut gefällt ist, das wir eine gewisse Stabilität entwickeln - Personenunabhängig. Sprich, man hat mittlerweile wieder das Vertrauen, das TT ruhig mal einen Kaderspieler aufstellen kann, weil das System einfach greift. Demnach dürfte es auch nicht so wild sein, mal einen Kim zu schonen, obwohl es keine Alternative zu ihm gibt.
Einzig Kane halte ich aktuell für wenig verzichtbar, weil Sané nicht mehr so kaltschnäuzig ist wie zu Beginn der Saison und Coman immer denkt, er müsse die Eckfahne treffen anstatt das Tor. Über Gnabry muss man im Moment nicht sprechen.

Insgesamt gefällt mir unser Spielvortrag immer besser, bzw. aktuell außerordentlich gut. Wir lassen den Ball in Ruhe laufen, kein Hyänen-Pressing, alles ausgelegt auf eine lange Saison.