17. Spieltag, Erzgebirge Aue gegen St. Pauli oder auch: Ein windiges Erlebnis

Ich könnte ja jetzt mal voll kreativ über Serien, Nichtserien oder auch Niederlagenserien gegen Aue parlieren, aber irgendwie hat dazu die Mopo alle sprachlichen Kalauer schon erschöpfend gebracht. Also nix hier mit Frustratrionstoleranzgeschwafel, einfach mal mit Fakten langweilen, hatte in der Schule schon immer geklappt.

Aber halt, welche Fakten? Welches Aue überhaupt? Wikipedia kennt alleine innerhalb Deutschlands sage und schreibe 16 Stadtteile diesen Namens, einen alten Landkreis und sechs Gewässer. Ach ja, und wer es falsch schreibt, spricht mit AuE dann auf einmal australisches Englisch.

Ganz so weit weg geht es dann doch nicht, sondern lediglich ins beschauliche Sachsen. Genauer gesagt in den sächsischen Erzgebirgskreis. Macht dann ja auch irgendwie einen Sinn, den Verein dann „Erzgebirge“ zu nennen. Topographisch auf jeden Fall. Wäre Hamburg im Wintersport eher eine gerade Abfahrtsstrecke, ähnelte die Landschaft rund um Aue eher einer munteren kleinen Buckelpiste.

Apropos „Buckel“: Auf und nieder, immer wieder, heißt es ja für unsere Jungs diese Saison, außer bei Vrabecs Einstand gab es bislang noch keine zwei gleiche Ergebnisse hintereinander. Aue lässt sich da nicht lumpen, zieht bei den Doppelergebnissen lediglich auf der Niederlagen-, statt Siegseite nach, und so kommt es, dass sich unsere Gegner im relativ gesicherten Mittelfeld befinden, während wir noch munter Richtung Platz 3 winken.

Roland Vrabec hat klare Worte gefunden vor den letzten Spielen, er wird es dieses Mal sicher erneut tun: Nach vorne spielen sollen die Jungs, klare Marschrichtung gen Angriff, oder auch: Kräftig Wind machen im gegnerischen Strafraum.

Aber schon im alten Testament stand sinngemäß geschrieben: „Wer Wind sät, wird Sturm ernten“.

Den gibt es dieses Mal nicht im übertragenen Sinne, sondern er kommt gleich mal persönlich vorbei: Für Donnerstag und Freitag ist ein Sturmtief namens Xaver angesagt, der mit Windgeschwindigkeiten von über 140 Kilometern die Stunde über Deutschland fegen soll. Womit dann auch gleich sämtliche Prognosen an Spielverläufen zur Nebensache mutieren und taktische Analysen förmlich vom Winde verweht werden.

Ich wage dann aber doch mal eine, zugegeben etwas windige, Prognose.

Halbzeitstand: Aue – St. Pauli 0:3

Und das kam so:
Windrichtung Tor von Aue.
Erster Abschlag Tschauner. Er möchte zu Thorandt zehn Meter weiter abschlagen, aber wie so oft geht die Murmel ganz woanders hin – nämlich direkt in des Gegners Maschen, dank einer 120 km/h schnellen Windbö. 0:1.

Mitte der Halbzeit wird Ratsche nahe der Mittellinie gefoult. Er wird vom Wind für zu leicht befunden und findet sich ebenfalls flugs im gegnerischen Tor wieder. Der Schiedsrichter hat's nicht genau gesehen wo das Foul stattfand, sieht nur Rzatkowski verwundert im Tor liegen und entscheidet auf Strafstoß. Nöthe verwandelt ihn sicher über zwei Pfosten und die Latte. 0:2.

Kurz vor Abpfiff der Halbzeit: Aues Torhüter Martin Männel will abwerfen, hat aber nicht mit den mittlerweile 130 km/h Gegenwind gerechnet, und so gibt es eine wunderschön anzusehende Bogenlampe ins eigene Tor. Wütende Proteste der Auer beim Schiedsrichter, Windtore dürften ja nun wirklich nicht gezählt werden, er erwidert, wenn Phantomtore schon gezählt werden würden, dann gelte das für Windtore ja wohl erst recht und pfeift die Halbzeit ab.

Endstand: Aue – St. Pauli 3:3

Und das kam so:
Windrichtung nun Richtung St. Paulis Tor.
Maier wird in der 60. eingewechselt. Nahe der Mittellinie schnappt er sich für einen Freistoß den Ball. Seine Mitspieler, schon Böses ahnend, rufen „Neiiiin, Wiiind!“, er versteht aber bei dem ganzen windigen Lärm „Heyyy reiiiin!“, will den Ball wunderschön ins gegnerische Tor zwirbeln, tritt an, und … nun ja, 140 km/h besorgen das 1:3.

Das nächste Tor lasse ich lieber unkommentiert, ich erwähne lediglich „Bierbecher“, „Ball getroffen“ und „Ball samt Bier im Tor“. Woher jener Becher kam ward nicht mehr auszumachen, irgend so ein windiger Beobachter will gesehen haben, dass er wie ein Schnatz quer durch das Stadion geweht wurde und ihm dann irgendwann so n rundes Ding im Weg gewesen sein soll. 2:3.

Nachspielzeit, fünfte Minute: Der Schiedsrichter pfeift schon zwei Mal, dann haben aber 150 km/h etwas dagegen dass er den erlösenden dritten Pfiff absetzt, woraufhin man einen Schiedsrichter hinter einem kleinen schwarzen Etwas her rennen sieht. In der Zwischenzeit denkt Thorandt dass schon abgepfiffen wurde, nimmt den Ball unter den Arm. Von der St. Pauli-Kurve und Flecktier dröhnt es „Ohh, Thoooorandt!“, der Linienrichter sieht es, ein Strafstoß ist erneut fällig. Ein Pfiff, ein Tor, 3:3, dieses Mal wirklich volle drei Pfiffe im Anschluss. Aus! Aus! Das Spiel ist aus!

Kurz gesagt: Eine Reise nach Aue lohnt sich! Wie zu sehen ist, erwartet uns ein Spektakel ohne gleichen, ein Spiel das in die Geschichte eingehen wird, in die Annalen St. Paulis und Erzgebirge Aues gleichermaßen. Also kann ich nur sagen: Alle hin da! Und unterstützt unsere Jungs in diesem sicher nicht leichten Spiel, das ohne Gonther und wahrscheinlich ohne Verhoek ein ganz schön hartes Pflaster, um nicht zu sagen: Eine echt windige Angelegenheit werden wird.

Also, mal den Spruch unter Kumpels mal etwas abgeändert: Windauf, Jungs!